BEGEGNUNG-Bericht 20Nov24: Sucht und Empathie
Wie gehen wir mit Sucht und Suchtverhalten um?
Als Führungskräfte und als Menschen, die Verantwortung für andere übernehmen, begegnen wir dem Thema Sucht auf vielfältige Weise.
Wir erleben Machtsüchtige, die immer mehr Kontrolle anstreben, um ihre Missstände zu befriedigen. In einem solchen Umfeld gibt es auch jene, die unter Druck leiden und in der Suche nach einem vermeintlich einfachen Ausweg in die Abhängigkeit geraten.
Unsere Antwort: Mit Empathie.
Bei unserer BEGEGNUNG im November haben wir uns intensiv mit dem Umgang mit Macht beschäftigt (wie bereits im Januar-Newsletter berichtet) und uns am Nachmittag dem Thema Sucht und Suchtverhalten gewidmet.
Wir wurden von Andreas Henke, einem der einfühlsamsten Menschen, die wir kennen, begleitet – eine Einschätzung, die alle Teilnehmenden teilten.
Die Arbeit von OSSIP: Hilfe für die, die sie am dringendsten brauchen
Andreas Henke und das Team von OSSIP (Offensive Sozialarbeit Sicherheit Intervention und Prävention) leisten wertvolle Sozialarbeit. Ihre Klient:innen sind Drogenkonsumierende, die obdachlos und mittellos im Frankfurter Bahnhofsviertel leben und bestehende Angebote der Suchthilfe unzureichend oder gar nicht in Anspruch nehmen.
Das OSSIP-Team kennt oft ihre Geschichten, manchmal auch ihre Familien, und arbeitet eng mit den verschiedenen Einrichtungen zusammen, um diesen Menschen ein möglichst menschenwürdiges Leben anzubieten. Ihr außergewöhnlicher Ansatz trägt zudem präventiv zur Deeskalation im Viertel bei. Die Tiefe und Komplexität ihrer Arbeit hat uns beeindruckt und unser Verständnis enorm wachsen lassen. Sie verdienen unsere höchste Wertschätzung, denn sie leisten in einer herausfordernden Situation einen unschätzbaren Beitrag.

Sucht ist ein schleichender Prozess
Sucht ist eine Krankheit. Der Übergang vom Genuss zur Gewohnheit, zum Missbrauch und schließlich zur Abhängigkeit ist fließend. Doch wer süchtig geworden ist, braucht Hilfe, um wieder herauszukommen – oft über Jahre hinweg, wenn es überhaupt gelingt.
Gesellschaftliche Verantwortung
Woher kommt Sucht? Unsere Gesellschaft ist stark leistungsorientiert. Wir haben es in den Wahlkämpfen gehört, sehen es in den Schulen und spüren es am Arbeitsplatz. Während Eustress uns motiviert und positiv antreibt, hinterlässt Distress und Überforderung oft tiefe Spuren: Burnout, krankheitsbedingte Fehlzeiten und psychische Erschöpfung sind allgegenwärtig. Wenn es so weit gekommen ist, ist das sprichwörtliche Kind bereits in den Brunnen gefallen.
Wir alle tragen Verantwortung für die Rahmenbedingungen, unter denen wir leben und arbeiten. Diese kollektive Verantwortung erschwert es, individuelle Ursachen auszumachen – doch jede Entscheidung einer Führungskraft beeinflusst das Wohlbefinden der Mitarbeitenden. Einfühlungsvermögen und Verständnis sind essenziell, um unsere Teams langfristig gesund und leistungsfähig zu halten. In dieser Hinsicht haben wir von Andreas Henke und seinem Team viel gelernt.
Eine gesunde Gesellschaft beginnt mit Verantwortung
Wenn unser Ziel eine gesunde Gesellschaft ist, dann müssen wir uns auch den Missständen stellen, die unsere Strukturen verursachen.
Wie es Dorothy Thompson so treffend formulierte: „Die beste Gesellschaft ist diejenige, die die größte Anzahl gesunder, glücklicher, kooperativer und kompetenter Menschen hervorbringt.“
Lassen wir uns davon inspirieren – und handeln!